Der Welt-Preis für Arthroseforschung wird jährlich von der Deutschen Arthrose-Hilfe und der Welt-Arthrose-Organisation gemeinsam verliehen. Der Weltpreis 2014 würdigt einen Pionier, der die Bedeutung der Belastung bei Arthrose veranschaulicht hat wie kein anderer zuvor. Seine Erkenntnisse sind für jeden Arthrose-Betroffenen von größter Bedeutung.
Wenn Gelenke erkranken
Wenn in einem Gelenk die Knorpelschicht erkrankt oder verletzt ist, muss das betreffende Gelenk unbedingt geschützt und auf Dauer geschont werden. Nur dann kann es wieder schmerzfrei werden und auch bleiben. Welche Aktivitäten aber belasten die Gelenke besonders hoch – und welche anderen, scheinbar ähnlichen, sind günstiger und deshalb empfehlenswert?
Sender im Gelenk
Nie zuvor war es möglich, Belastungen in einem Gelenk direkt am Menschen zu messen. Herr Prof. Bergmann und sein Team waren die Ersten, denen dies gelang. In mühsamer Kleinstarbeit entwickelten sie ein elektronisches Messgerät, das so winzig ist, dass es in normale Endoprothesen integriert werden kann. Ein zusätzlicher elektronischer Sender funkt die Messwerte aus dem Körper nach außen, wo sie von modernen Computern empfangen und ausgewertet werden können.
Jogging oder Radfahren?
Und sie fanden Erstaunliches. Für viele Gesunde erscheinen Jogging (leichter Dauerlauf) und Radfahren als in etwa gleichwertige sportliche Betätigungen. Die Messungen zeigen aber tatsächlich dramatische Unterschiede. Hüften, Knie und Füße werden beim Radfahren in der Ebene mit normaler Geschwindigkeit (60 Pedalumdrehungen pro Minute) nur mit etwas mehr als 30 Kilogramm belastet. Beim Jogging hingegen sind es über 300 Kilogramm (6 Zentner). Bei leichtem Stolpern erhöht sich die Belastung sogar auf 600 Kilogramm. Bei Knorpelschäden und Arthrose an Hüfte, Knie oder Fußgelenk ist Radfahren deshalb viel empfehlenswerter. Dauerlauf hingegen sollte – auch ohne Schmerzen! – dann absolut vermieden werden.
Mit dem Welt-Preis
für Arthroseforschung 2014
werden die Forschungsarbeiten von
Herrn Prof. Dr.-Ing. Georg Bergmann
ausgezeichnet, die Millionen von
Menschen zugutekommen und die
die Orthopädie und Krankengymnastik
maßgeblich verändert haben.
Persönliches
Herr Prof. Georg Bergmann wurde 1947 in Berlin geboren, als zweitältestes von sieben Kindern. Sowohl Vater als auch Mutter waren Ärzte. Bereits mit zwölf hatte er den Wunsch, später einmal einen technischen Beruf zu ergreifen. So studierte er nach dem Abitur Maschinenbau und spezialisierte sich auf die "biomedizinische Technik", die Anwendung von ingenieurwissenschaftlichen Prinzipien und Regeln auf das Gebiet der Medizin. "Ich wollte etwas Sinnvolles tun, das für andere Menschen von Nutzen ist". Sowohl Diplom-Arbeit als auch Promotion schloss er mit Auszeichnung ab.
Wie kam es zu seinem besonderen Forschungsthema? Schon 1966 hatte ein schwedischer Forscher einem Patienten ein künstliches Hüftgelenk implantiert, das mit einem Kabel versehen war und die Belastung im Gelenk messen sollte. Diese Technik war gefährlich, unter anderem weil die Infektionsgefahr erheblich war. Aber der Gedanke an sich faszinierte Herrn Prof. Bergmann – und er wollte es besser machen. Er wollte einen Sensor in das Gelenk einbauen, der per Funk seine Daten zu einem Computer senden sollte. Er brauchte dafür eine Technik, die kaum Platz und wenig Energie brauchte. Alle Fachleute, die er um Rat fragte, schüttelten den Kopf: "Das ist unmöglich, das schaffen Sie nie." Warum hat er die Aufgabe trotzdem in Angriff genommen? "Ich bin ein Widerspruchsgeist. Ich wollte herausfinden, ob das nicht doch möglich ist."
Und im Jahr 1988 war es soweit: Die neue Sensortechnik wurde in einer künstlichen Hüftprothese erstmals bei einem Patienten implantiert. Und der Patient beteiligte sich an dem Experiment, als wäre es sein eigenes Projekt. Eine Erfahrung, die er bei späteren Studien immer wieder machte: "Die Patienten machten bereitwillig mit. Sie wollten, dass andere Patienten von den Erkenntnissen profitieren."
Pionier und Vorbild
Echten Erfolg und wirklich bedeutende Innovationen kann als Forscher nur erzielen, wer Beharrlichkeit und Ausdauer aufbringen kann und sich jahrelang auf ein einziges Thema konzentriert. Herr Prof. Bergmann, der am 29. April seinen 67. Geburtstag feiert, ist dafür in der orthopädischen Forschung zum Vorbild geworden.
Vierzehn lange Jahre benötigte er für die Entwicklung seiner Messgeräte und musste dabei manche Enttäuschungen und Rückschläge überwinden. Was hat ihn in all den Jahren geleitet? "Ich hatte eine Vision", so Herr Prof. Bergmann, "auch wenn es heute schwieriger geworden ist, ein so langes Forschungsvorhaben durchzuführen, möchte ich dennoch allen Nachwuchswissenschaftlern Mut machen. Wenn man mit Herz und Seele dabei ist, dann findet sich ein Weg."
Heute haben seine Messungen für Patienten, Ärzte und Krankengymnasten große Bedeutung. Jeder weiß heute, dass manche Tätigkeiten, die bei Gesunden gleichermaßen beliebt sind, in Wirklichkeit mit äußerst unterschiedlichen Belastungen für die Gelenke verbunden sein können. Diese Erkenntnisse sind für das eigene Verhalten von größter Wichtigkeit.
Bedeutende Anerkennungen
Seit vielen Jahren gibt es kaum noch einen deutschen oder internationalen Forschungskongress, auf dem nicht weitere Untersuchungen mit der von Herrn Prof. Bergmann entwickelten Messtechnik vorgetragen werden. Weltweit hat sie die Behandlungsmethoden von Ärzten und Physiotherapeuten beeinflusst und seinen Namen bekannt gemacht. Heute ist er Stellvertretender Leiter des Julius Wolff Instituts an der Charité Berlin, dem Nachfolge-Institut des früheren Instituts für Biomechanik an der Freien Universität, wo er zuvor während seiner gesamten beruflichen Laufbahn tätig war.
Gratulation und Dank
Wer bedenkt, wie viele Schmerzen und Sorgen über Jahre mit Arthrose verbunden sind, wird die Bedeutung dieser Forschungsarbeit ermessen können. Wie einfach ist es, verschiedene Tätigkeiten durch andere zu ersetzen, wenn man nur weiß, welche die Gelenke schützen und schonen und welche anderen man besser vermeiden sollte. Längst nicht jede Arthrose muss zu einer Operation führen. Viel klüger ist es, frühzeitig sein eigenes Verhalten anzupassen. Dann kann sich fast jedes schmerzende Gelenk wieder erholen. Wir verneigen uns vor Herrn Prof. Bergmann und danken ihm auch sehr herzlich für seine jahrzehntelange Unterstützung unserer Arbeit.
Herr Prof. Dr.-Ing.
Georg Bergmann
erhält den Welt-Preis für
Arthroseforschung 2014.
Wir gratulieren ihm
sehr herzlich.
Der neue Welt-Preis für Arthroseforschung ist durch mehrere Besonderheiten gekennzeichnet:
Allen Mitgliedern und Spendern, die durch ihre Beiträge und Zuwendungen die Förderung der Arthroseforschung ermöglichen, danken wir sehr herzlich. Forschung kommt allen zugute und ist die edelste Form der Hilfe bei Arthrose. Herzlichen Dank!
Wenn Sie weitere Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne weiter:
Service-Telefon:
06831/94 66 77
Mo. – Mi.:
8.00 – 12.00 und
12.30 – 16.00 Uhr
Fax:
06831/94 66 78
E-Mail: